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Text: Annemarie Zeller, Foto oben: privat

Als das Buch „Die Viertausender der Alpen“ von Karl Blodig 1923 im Rother Verlag erscheint, ist Volker Schmitgen noch lange nicht geboren. Aber wahrscheinlich hat Schmitgen, der von 2005 bis 2020 als Tourenleiter bei uns aktiv war, eine der zahlreichen Neuaufl agen dieses Klassikers im Bücherregal stehen. In jedem Fall ist das Buch nach einer Idee seines Freundes Ernest der Wegbegleiter seiner Sammlung aller 61 (klassischen) 4000er der Alpen. Ernest bringt Volker zunächst nach dem gemeinsamen Sportlehrerstudium zum Bergsport. Als er die Idee hat, alle 4000er der Alpen zu besteigen, ist Volker sofort dabei. An einem der ersten Berge, der Barre des Écrins in der Dauphiné, sitzen sie gleich zwei Tage mit nur zwei Tafeln Schokolade im Rucksack auf der unbewarteten Hütte fest, aber im zweiten Anlauf klappt es mit dem Gipfel. Insgesamt muss Volker nur an zwei Bergen umdrehen und einen zweiten Versuch starten – und das in einer Zeit ohne Regenradar, Webcams und ortsgenaue Wetterberichte. So kann er zwischen 1975 und 1998 peu à peu alle 4000er in sein Tourenbuch eintragen. Manche davon mit Ski, die meisten mit Ernest (der leider später tödlich beim Klettern abstürzt), andere mit Sektionskollegen und einige schwierige mit Bergführer – alle unfallfrei. Und welcher war der Schönste der 61 Viertausender? Die Antwort kommt prompt: die Überschreitung des Nadelgrats, der gleich vier Gipfel über der magischen Marke zum Einsammeln bietet.

Mit System die Götter überlistet

Auch nach 1998 gehen Volker die Ziele nicht aus. Irgendwann liest er von den „Seven Summits der Alpenländer“, der jeweils höchsten Gipfel von Deutschland (Zugspitze), Österreich (Großglockner), Schweiz (Dufourspitze), Frankreich (Montblanc), Italien (Gran Paradiso), Slowenien (Triglav) und Liechtenstein (Vorder Grauspitz). Danach folgen für den Weilheimer die „Seven Summits der bayerischen Gebirgsgruppen“, vom Großen Krottenkopf in den Allgäuer Alpen bis zum Watzmann in Berchtesgaden. Trotz aller Systematik ist die Freude an den Bergen und am Bergsteigen bei Volker nie an Listen wie diese geknüpft. Aber auch heute, mit 75 Jahren, hat er noch Sammler-Ideen im Kopf: Da gäbe es zum Beispiel die Seven Summits der bayerischen Regierungsbezirke oder die jeweils höchsten Gipfel (oder eher Erhebungen) der deutschen Bundesländer. Gut, dass ihm die Ziele nie ausgehen, denn, wie schon die Griechen wussten: Wen die Götter vernichten wollen, dem erfüllen sie alle seine Wünsche.


Mont Brouillard und Punta Baretti sind in Volkers Erinnerung die schwersten der 61 Viertausender.



 



Text: Stephanie Geiger; Foto oben: privat

Warum er auf Berge steige, wurde der britische Everest-Pionier George Mallory einmal gefragt. „Weil sie da sind“, soll er lapidar geantwortet haben. Warum Walter Spitzenstätter alle Gipfel an der Grenze Nordtirols, 489 an der Zahl, bestiegen hat? „Es hat sich so ergeben.“ Die Antwort könnte einfacher nicht sein. Eigentlich wollte der heute 83-Jährige nur wissen, wie viele Berge sein Heimatland hat. Der Innsbrucker erkundigte sich beim Land Tirol und beim Alpenverein. Weil ihm niemand eine Antwort geben konnte, fing Spitzenstätter an, mithilfe von Karten und Führerliteratur die Gipfel Nordtirols selbst zu erfassen – 3485 sind es übrigens –, sie in Listen zu packen und sie wahlweise nach Alphabet oder Höhe zu ordnen. Interessante Details fielen ihm bei dieser Arbeit auf. Zum Beispiel, dass es auff ällig viele Sonnenspitzen und Gamsköpfe in Tirol gibt. Und dass es rein theoretisch möglich wäre, in einem Bergsteiger-Leben alle Gipfel in Tirol zu erklimmen. Walter Spitzenstätter hat selbst deutlich mehr als 7000 Touren unternommen, wie aus seinen 28 Bergfahrtenbüchern hervorgeht. „Auf alle Gipfel steigen? Das ist aber doch kein Ziel!“, sagt Spitzenstätter.

„Absichtlich nicht auf einen Gipfel raufzugehen, wäre ja auch ein Blödsinn.“

Und dann packte es ihn doch irgendwie. Vielleicht, dachte er sich, sollte er die 489 Gipfel besteigen, die sich an der 810 Kilometer langen Grenzlinie von Nordtirol zu den Nachbarn erheben. Die „Krone der Heimat“ nannte er das Projekt. Wobei es ihm nicht nur um den Gipfel ging. Weil Walter Spitzenstätter ein passionierter Kletterer ist, 14 schwierige Felsrouten sogar selbst eröffnet hat, ergriff er die Chance, und nahm die Herausforderung an – und hatte noch einen Grund mehr, bisher noch nicht gekletterte Routen kennenzulernen.

Spitzenstätters Vorteil bei der Tiroler Heimatkrone: Eine ganze Reihe dieser Gipfel hatte er eh schon bestiegen. Deshalb konnte er es auch ruhig angehen lassen. Wenn er Zeit hatte, das Wetter passte und er noch dazu einen entsprechenden Partner gewinnen konnte, was für alpine Klettereien unerlässlich ist, dann zog Walter Spitzenstätter los. Binnen zehn Jahren war die Arbeit erledigt: Im Sommer 2015 erreichte er den Gipfel des Nördlichen Schwarzkopfs in den Zillertaler Alpen, 3079 Meter hoch. Eine Überschreitung. Den sehr selten begangenen Westgrat hinauf, den Nordgrat hinunter. „Dieser Schlusspunkt war schon irgendwie lässig“, sagt Walter Spitzenstätter. Auch acht Jahre später freut er sich noch spitzbübisch darüber, dass ihm die „Krone der Heimat“ gelungen ist.

Statt der großen Leere, die eine komplettierte Sammlung hinterlassen kann, tat das abgeschlossene Projekt der Freude am Bergsport keinen Abbruch. „Ich bin auch seither noch genauso gerne in den Bergen unterwegs“, sagt Spitzenstätter. Es war halt so eine Idee, ein Konstrukt. Die einen fänden das Gipfelsammeln gut, die anderen weniger. Er sehe es neutral, sagt der leidenschaftliche Bergsteiger. Und da sind wir wieder bei Mallory, der auf Berge stieg, weil sie eben da waren. Spitzenstätter hat seine eigene Weisheit dazu: „Absichtlich nicht auf einen Gipfel raufzugehen, wäre ja auch ein Blödsinn.“


Auch nach Beendigung seines Projekts "Krone der Heimat" geht Spitzenstätter noch gerne in die Berge.



 



Text: Nadine Regel, Foto oben: Volker Derlath

Etwas sammeln, das man nicht anfassen kann? Karl-Heinz Hummel macht genau das: Er sammelt überlieferte Erzählungen zu verschiedenen Themen, zuletzt erschien seine Sammlung von Berggeistersagen. Ihn interessiert das Literarische an Sagen, die tragischen, lustigen Geschichten, die sich die Menschen damals im alpinen Raum ausgedacht haben, um Unerklärliches begreifbar zu machen. In seinen Büchern sammelt Karl-Heinz Hummel diese fantastischen Erzählungen, begonnen hat er mit den Raunächten, hinzu kamen Wasser-, Liebes- und Wirtshaussagen.

Für sein neuestes Buch „Berggeistersagen von A bis Z“ aus dem allitera-Verlag wählte der 70-Jährige für jeden Buchstaben Sagen aus den bayerisch-tirolerischen Alpen aus, von A wie Almgeister bis Z wie Zwerge. Für ihn ist es eine „lustige, pseudowissenschaftliche Art“, sich diesem Thema zu nähern, wie er sagt. Zum Treffen in einem Giesinger Café braucht Karl-Heinz Hummel nur wenige Minuten mit dem Rad. Musik, Kabarett und Literatur spielten schon immer eine wichtige Rolle in Hummels Leben, das fast ein Kontrastprogramm ist zu seinem eigentlichen Job: 44 Jahre arbeitete er als Sozialarbeiter beim Münchner Jugendamt. Das erste Mal kam der nebenberufliche Librettist mit Sagen in Berührung, als er für die Oper „Der Brandner Kaspar – Ein bayerisches Musical“ recherchierte, die er gemeinsam mit dem Komponisten Christian Auer verfasste. Auch auf seinen Wanderungen im Gebirge traf er immer wieder auf Erzählungen, die sein Interesse weckten.

Von Sagen und Segen

Eine erste systematische Sammlung unternahm Mitte des 19. Jahrhunderts Theodor Vernaleken, ein deutscher Volkskundler und Germanist, der durch die Alpen wanderte und die Sagen fast wortwörtlich niederschrieb. Sein Werk „Alpensagen“ erschien 1858. Eine wichtige Quelle für Karl-Heinz Hummels Recherche ist auch die Website sagen.at, auf der mehr als 18.000 Sagen aufgeführt sind. Hummels Lesungen finden mit musikalischer Begleitung statt, mit seinen Musikerfreunden spielt er Jazz, Volksmusik und Blues, Hummel sitzt am Kontrabass. Oft kämen nach seinen Lesungen Menschen zu ihm und teilten ihr eigenes Wissen mit ihm, oft begännen ihre Ausführungen mit „meine Oma hat das aber ganz anders erzählt“, sagt er und lacht. Das sei für ihn auch das Besondere: In jeder Region, in jedem Kulturkreis gäbe es Sagen, manche Fabelwesen, wie etwa der Drache, seien gar weltweit verbreitet.

Faszinierend findet Karl-Heinz Hummel auch, dass Menschen noch heute an Bräuchen festhalten. Nachdem er sein Buch über die Berggeistersagen fertiggestellt hatte, besuchte er seinen Sohn Basti in den Schweizer Alpen, der verbrachte dort einen Sommer auf der Alpe Tambo. Die Älpler produzierten dort einen „hervorragenden Bündner Käse“, wie Hummel es beschreibt. Abends, nachdem die Arbeit erledigt war, wurde der ‚Alpesegen‘ in den Talkessel hinausgesungen. Den Schall der Stimme transportierte dabei ein eigens gefertigter, mit Enzian verzierter, hölzerner Schalltrichter. Ein besonderer Moment, den Karl-Heinz Hummel noch nachträglich in sein Buch aufnahm.


Bei seinen Recherchen für die Oper "Der Brandner Kaspar – Ein bayerisches Musical" kam Karl-Heinz Hummel mit Sagen in Berührung.



 



Text und Fotos: Bernard van Dierendonck

Eiskalt bläst der Wind über den Grimselpass. Grau und tief hängen die Wolken. Daniel Schmid schultert seinen abgenutzten Rucksack. Strahlerpickel, Fäustling, Brecheisen, Meißel, Seil, Karabiner, Helm und Knieschoner – 12 Kilo wiegt die Grundausrüstung, die der Bergführer in seiner Freizeit hoch zu den mutmaßlichen Fundstellen trägt. Schmid ist leidenschaftlicher Strahler. Wenn er sich in einer Kluft auf der Suche nach Kristallen vorarbeitet, durchnässt und dreckig mit Meißel und Fäustling, dann ist das für ihn das intensive Leben. Als wir uns verabredeten, musste ich ihm versprechen, dass ich den Ort unserer Exkursion nicht detailliert bekannt gebe. Denn beim Strahlen ist es wie beim Schwammerlsuchen: Den Fundort teilt man nur ungern mit anderen. Auch meine Begleitung ist eine Ausnahme. Bevorzugt übt der 39-Jährige seine Leidenschaft alleine aus. „Ich genieße die Einsamkeit“, sagt er und schwärmt, wie schön es sei, abends nach getaner Strahlerarbeit im Biwak den Schlafsack auszubreiten, etwas zu kochen und in die Berge hinauszuträumen.

Nach rund zwei Stunden Aufstieg über steile Moränen und endlose Geröllfelder stehen wir in einem unwirtlichen Talkessel. Steil, dunkel und nass ragen die Granitwände empor. An so einen Ort verirrt sich außer uns wohl niemand, denke ich. Doch Daniel Schmid entdeckt unter einem Felsen ein altes Brecheisen: „So markieren wir die Fundstellen. Das heißt, dass hier schon ein anderer nach Kristallen sucht und die Stelle vorläufig ihm gehört.“

Einsam, aber vor Freude strahlend

Wir steigen weiter. Erfahrene Strahler irren nicht ziellos im Gebirge umher. Sie wissen, wie der Berg „tickt“, wo die Wahrscheinlichkeit, Kristalle zu finden, am größten ist. Wir legen unsere Rucksäcke neben einem kompakten Felsen ab. „Am Ende dieser Quarzader könnte sich eine Kristallhöhle, eine sogenannte Kluft verbergen“, sagt er und räumt mit Pickel und Brecheisen loses Geröll beiseite, spitzt mit Meißel und Fäustel Fels weg, bis sich tatsächlich eine kleine Höhle auftut. Schmid arbeitet sich auf den Knien vor und löst mit feinerem Werkzeug behutsam einige Zacken vom Muttergestein. Er ist nicht zufrieden. Die Kristalle in seiner Hand sind mit einem grünen Belag überzogen. „Fluorit“, murmelt er, „das macht die Mineralien wertlos.“

Was denn einen schönen Kristall ausmache? Unbeschädigt und klar müsse er sein, aus einzelnen oder mehreren schlanken Zacken bestehen, so Schmid. Wenn sich dann noch Mineralien wie Rosafluorit, Hämatit oder Eisenrosen auf die Oberfläche kristallisiert hätten, dann sei das unfassbar schön. Daniel Schmid: „Wenn ich solche Kristalle finde, dann vergesse ich alles um mich herum, die Kälte, die Nässe, den Dreck, dann bin ich überwältigt vor Glück.“


Die Fundstücke werden zu Hause vorsichtig und fachmännisch gesäubert.



 



Text: Claus Lochbihler, Fotos: Christof Simon

Mit einem ersten Paar Ski fi ng sie an, die große Sammlung des Thomas Bachnetzer zur alpinen Skigeschichte: den Skiern seines Großvaters aus den 50er-Jahren. Mit Kabelzugbindung, mit denen der Opa nicht nur auf die Piste, sondern auch auf Tour gehen konnte. Ein Geschenk der Oma zur Erinnerung an den Großvater, den Thomas nur von Fotos und Erzählungen her kannte. Bald darauf erwarb Bachnetzer das zweite Paar auf einem Flohmarkt und fing an, auf Verkaufsportalen gezielt nach historischen Ski zu suchen. Neun Jahre ist das her, 950 weitere Ski sind seitdem hinzugekommen: „Demnächst werde ich wohl die 1000er-Grenze erreichen.“ Dazu lacht der 44 Jahre alte Ötztaler, der als Gletscherund Hochgebirgsarchäologe arbeitet, so ungläubig, als könne er seine Sammlung selbst nicht ganz begreifen. Die vielen Exponate lagert der Sammler im und um sein Haus herum, das in Sautens am Eingang zum Ötztal steht. Besonders wertvolle und seltene Stücke hat er in seinem Wohn- und Arbeitszimmer ausgestellt. Zum Beispiel seinen ersten Zdarsky-Ski aus dem frühen 20. Jahrhundert, benannt nach Mathias Zdarsky (1856-1940), ein Multitalent der späten Donaumonarchie, der in den 90er-Jahren des 19. Jahrhunderts die Lilienfelder Stahlsohlen-Bindung entwickelte – die erste professionell designte Bindung des alpinen Skilaufs.

Der Traum vom Museum lebt

Bachnetzer sammelt aber nicht nur Ski, sondern alles, was die Geschichte des Skilaufens – vom Tourengehen bis zum Rennsport – dokumentiert: Skifahrerkleidung von der wollenen Überfallhose der 20er- und 30er-Jahre bis zur kunterbunten Jethose der 70er, frühe Ski-Helme, die wie Reithelme aussehen, Ersatzskispitzen aus Metall für Holzski, denen ein gefrorener Maulwurfshügel unter dem Schnee so leicht zum Verhängnis werden konnte, und so weiter. Und weil Bachnetzer – ganz Archäologe – gern alles datiert und wie bei einer Grabung nach dem Kontext eines Objekts sucht, sammelt er auch historische Sport-Kataloge, alte Foto- und Tourenbücher, ja sogar Glasnegative. Sie helfen ihm dabei, seine Exponate zu datieren. Wann wurde eine Bindung zum Verkauf angeboten? Was verwenden Skifahrer und Tourengeher auf den historischen Fotos tatsächlich an Ausrüstung und Kleidung? Neben seiner Dauer-Ausstellung auf Instagram, wo er als @retro_skifluencer_tyrol unterwegs ist und dabei mit seiner Schwester gerne mal in historischen Skioutfits posiert, verleiht er Teile seiner Sammlung auch an Museen. Aktuell zum Beispiel an das „Deutsche Medizinhistorische Museum“ in Ingolstadt, das ab dem 8. November eine Ausstellung zur Sicherheit im Skisport vorbereitet. Größter Leihgeber: Thomas Bachnetzer, der davon träumt, dass es eines Tages in Tirol einmal ein öffentliches „Museum des Skifahrens“ geben wird. Gerne auch mit seinen Exponaten.


Für seine "Dauerausstellung" auf Instagram posiert Thomas Bachnetzer mit Ski und Bekleidung von damals.



 



Text: Thomas Ebert, Foto oben: privat

Fest, aber nicht zu fest: Das ist der Händedruck von einem, der genau weiß, wie wenig Kraft man an kleinen Griffen vergeuden und wie stark man an brüchigem Fels ziehen darf, ohne dass er ausbricht. Daniel Mohler trägt an jedem Handgelenk eine abgewetzte Reepschnur, frische Birkenstocks an den Füßen und hat mehr Touren aus dem Kultbuch „Im extremen Fels“ geklettert als fast jeder andere Mensch der Welt. Nimmt man die penibel geführte Liste auf extreme-collect.de als Maßstab, sind es sogar nur zwei.

1970 erschien Walter Pauses Auswahlführer mit den 100 erlesensten Klettertouren der Alpen – ein Buch, das heute für mittlere dreistellige Summen gehandelt wird, weil sein Ruhm stets größer war als die Druckauflage. Andererseits: Mohler ist Jahrgang 1993, „extremer Fels“ wäre heute 8c onsight und nicht VI+ mit 1800 Höhenmetern Abstieg. Was fasziniert einen wie ihn an diesem Buch? „Ja, ist untypisch für mein Alter“, gibt er grinsend zu. Die ersten „Pause-Touren“ habe er 2012 eher zufällig geklettert – ohne von ihrem Legendenstatus zu wissen, aber begeistert von ihrer Qualität. Er stößt im Internet auf die Tourenliste und nimmt sich in jedem unbekannten Klettergebiet als Erstes eine Pause-Tour vor. „Pause hat wirklich sehr sinnvolle Ziele ausgewählt, die vom Gesamterlebnis definitiv die besten Touren in den Alpen sind. Dass manche heute gefährlich sind, liegt eher an veralteter Absicherung und am Klimawandel.“

Fahrt nimmt die Sache 2015 auf, als Christoph Klein und Jürgen Winkler eine dritte Auflage des Klassikers besorgen. Die ackert Mohler durch, inzwischen voll heimisch im sechsten Grad, der bei Pause auch mal ein Achter sein kann. Eine Kadenz von rund zehn Pause-Touren pro Jahr verschafft Mohler Eintritt in die „Szene“. Als zuverlässiger (und oft auch einziger) Lieferant von Infos und Bildern aus seltenen Pause-Touren wird er bald fester Teil des Autorenteams einer vierten Auflage und erscheint zusammen mit Christoph Klein sogar im Fernsehen bei Bergauf Bergab.

Geist bewahren statt Zahlen sammeln

„Und dann kam der Unfall“, gerät der sonst begeisternd schwärmende Mohler ins Stocken. Im Dezember 2022 stürzt Klein in Patagonien tödlich ab. Mohler und Tobias Bailer, ein ebenfalls hochambitionierter Pause-Sammler, vollenden ehrenamtlich mit dem Panicoverlag die Arbeit an der vierten Auflage, der Erlös geht an Kleins hinterbliebene Familie. Das Hauptwerk wird auf Basis der Infos von Mohler und Bailer inhaltlich korrigiert, ein Ergänzungsband bebildert alle hinzugefügten, ausgetauschten oder Bergstürzen zum Opfer gefallenen Routen. Walter Pause hat in den ersten beiden Auflagen 106 Touren ausgewählt, mit den Ersatztouren der weiteren Auflagen gibt es insgesamt 120 Touren im „extremen Fels“. Eine wichtige Unterscheidung, findet Mohler, der reiner Zahlenhuberei sonst keine große Bedeutung beimisst. „Sammeln klingt für mich nicht wertschätzend genug. Ich habe mir jede Tour eigenständig erarbeitet und genossen, nicht einfach nur abgehakt.“ Wenn Mohler nicht gerade den letzten machbaren Touren nachjagt, hilft er in unserer Servicestelle am Marienplatz anderen Menschen bei der Erfüllung ihrer Bergträume – die in der Regel mehrere Nummern kleiner sind als seine eigenen. „Ich kenne viele Normalwege vom Abstieg, das hilft dann bei der Tourenberatung“ – so die diplomatische Antwort Mohlers. Und auch die Arbeit am „extremen Fels“ ist für Mohler nicht beendet: „Es gibt mehr als 120 lohnenswerte Touren, die dem Geist des Werks entsprechen. Die gilt es zu sammeln. Und wer weiß, vielleicht gibt es in zehn Jahren ja nochmal eine Auflage.“


Für die Neuauflage von "Im extremen Fels" von Christoph Klein und Jürgen Winkler steuerte auch Daniel Mohler Informationen und Bilder von selten begangenen Routen bei.



 



Text: Nadine Regel, Foto oben: Ludwig Watteler

Seinen Schlüsselmoment erlebte er im schneearmen Winter 2006. Ludwig Watteler stieg nachts auf die Brecherspitze, saß unter dem Gipfelkreuz und blickte nach oben: „Da dachte ich, mich trifft der Blitz“, sagt Ludwig Watteler. Er nahm die Kamera in die Hand, löste aus, seine Leidenschaft war geweckt. Seither hat der 67-Jährige mehr als 80 Gipfelkreuze fotografiert. Trotz dieser stolzen Zahl passe er aber nicht so richtig in die Kategorie Sammler, findet Watteler. „Die Gipfelkreuzbilder erarbeite ich mir, aber ich sammle sie nicht wie andere Briefmarken“, sagt er. „Das Kreuz empfängt und begrüßt mich, das ist der Moment.“ Diesen fängt er ein, unverfälscht. Vor 40 Jahren zog der studierte Fotograf und Grafiker aus beruflichen Gründen von Köln nach München. Mittlerweile arbeitet er nur noch an seinen künstlerischen Projekten. Es gibt regelmäßig Ausstellungen mit seinen Gipfelkreuzfotografien. Alle Fotografien sind in limitierter und handsignierter Kleinauflage käuflich zu erwerben. Eine digitale Werkschau, gefördert vom staatlichen Programm „Neustart Kultur“, kombiniert die Motive mit Musik und Sinn-Texten zu einem 50-minütigen Gesamterlebnis. Die Betrachter seiner Kunst schätzen die Authentizität, mit der er die Gipfelkreuze abbildet, vor allem heute, wo man mit künstlicher Intelligenz die Realität so einfach manipulieren könne.

Die Aura, den Moment einfangen

Watteler schlägt seine Fotosammlung auf, sie liegt auf einem Holztisch in seinem Wohnzimmer, ohnehin ist hier alles aus Holz, der Parkettboden, die Untersetzer, das Küchenbrett, auf dem Dinkelbrezn liegen. Optik und Haptik zählen, auch bei der Fotografie: Watteler lässt seine Bilder in einem aufwendigen „Schwarz-Weiß Fine-Art-Print-Verfahren“ auf Hahnemühle Karton ausdrucken und rahmt sie in Passepartouts aus Museumskarton ein. Blättert man durch die Sammlung, fällt der Blick bei jedem Bild zuerst auf die Kreuze. Durch sie erahnt man die Landschaften der Gipfel, auf denen sie stehen. Selten ergänzt ein Stück Fels, ein Grasbüschel das Bild, Menschen nie. Für viele stellt das Kreuz ein religiöses Symbol dar, für Watteler ist es ein Kunstobjekt. Als spirituell empfinde er seine Arbeit aber schon. Für eine kurze Zeit gehe er eine Beziehung mit dem Kreuz ein, erfasst dessen Aura, lässt sich von der Umgebung inspirieren, von den Wolken, der Sonne, dem Nebel.

Auch wenn auf seinen Bildern keine Menschen zu sehen sind, spielen sie dennoch eine große Rolle in Wattelers Leben. Seit 25 Jahren leitet er als Fachübungsleiter beim Alpenverein München & Oberland im Sommer und Winter auf und durch die Berge. Am liebsten auf tagesfüllenden Touren; solche, nach denen man am Abend zufrieden ins Bett fällt.

Mehr Infos auf Ludwig Wattelers Website gipfelkreuze.myportfolio.com


Für Ludwig Watteler sind Gipfelkreuze Kunstobjekte, wie hier das kunstvoll eingeschneite Kreuz auf der Brecherspitze.